Nachdem wir im Juli 2021 schon standesamtlich im Garten geheiratet hatten (hier geht’s zum Blogbeitrag dazu), folgte im September die große, kirchliche Hochzeit. Mit 1,5 Jahren pandemiebedingter Verzögerung hat sie zwar nicht wie ursprünglich geplant stattgefunden, aber für uns war es dennoch wunderschön!
Mir war von Anfang an wichtig, die Hochzeit möglichst nachhaltig zu gestalten – so weit es sich mit unseren Vorstellungen einer traditionellen Hochzeitsfeier vereinbaren ließ. In diesem Beitrag möchte ich euch zeigen, wie wir möglichst ressourcenschonend unsere Hochzeit umgesetzt haben.
Nachhaltig eingekleidet heiraten
Dass unser Kleiderkonsum im System der Fast-Fashion-Industrie alles andere als nachhaltig ist, sollte mittlerweile allen bekannt sein. In meinem Blog-Beitrag zum Thema „Kleidertauschparty“ habe ich dazu schon ausführlich geschrieben. Ich habe mir daher einige Gedanken gemacht, wie wir uns für unseren großen, aber doch nur einmal stattfindenden Tag einkleiden sollten.
Brautkleid
Eines der ersten Dinge, die ich für die Hochzeit besorgt habe, war mein Brautkleid. Bei einer Hochzeitsmesse bin ich zufällig auf einen Second-Hand-Laden für Brautmode aufmerksam geworden – bis dahin wusste ich nicht einmal, dass es so etwas gibt. Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, wie mein Kleid aussehen sollte. Daher war ich skeptisch, ob ich in einem Second-Hand-Laden fündig werden würde. Trotzdem wollte ich es unbedingt ausprobieren.
Mit Mama und Brautjungfrau bin ich also im Herbst 2019 nach Ennsdorf gefahren, in das Brautmoden-Geschäft „Mein Tag“. Ich hatte Beispielbilder mit, was ich mir vorstellte und habe dann fünf oder sechs ganz unterschiedliche Kleider probiert. Bis schließlich das perfekte Kleid gekommen ist. Mit dem dazu passenden Spitzen-Jäckchen, Schleier und Schuhen habe ich dann schnell gewusst: Das ist es!
Sicherlich war da auch viel Glück im Spiel, aber einen Versuch ist es allemal wert – vor allem, wenn man am Schluss die Rechnung bekommt. 🙂 Das Kleid musste noch angepasst werden, dazu war ich bei einer Schneiderin in der Nähe.

Hochzeitsanzug
Mein Mann hatte erst relativ kurz einen neuen Anzug und da er ihm wirklich gut gestanden hat, hat er beschlossen, gleich diesen für die Hochzeit zu verwenden. Da der Anzug nicht extravagant ist, kann er ihn noch lange für feierliche Anlässe tragen. Damit hängt auch kein Hochzeitsanzug im Kasten, der nicht mehr wirklich getragen wird. Detail am Rande: Den Anzug hatte er schon vor unserer Hochzeit intensiv ausgeführt (ich sage nur Hochzeitspartynächte), sodass wir sogar vor unserer Feier noch eine Naht ausbessern mussten.
Kleid der Brautjungfrau
Für viele ist auch das Kleid der Brautjungfrau ein großes Thema. Ich muss zugeben, mir war das Kleid (bzw. die Farbe) nicht unwichtig, aber ich wollte nicht, dass sich meine Freundin extra ein Kleid kauft. Die perfekte Lösung war dann ein Kleid einer anderen Freundin, das sie sich ausborgen konnte.
Kleidung der Gäste
Vor der Hochzeit wurde ich auch oft gefragt, was denn die „Hauptfarbe“ der Hochzeit ist. Natürlich hatte ich ein Farbkonzept (die Marketing-Ausbildung lässt grüßen). 🙂 Aber ich habe immer gesagt, dass es keine festgelegte „Farbe“ gibt. Damit wollte ich vermeiden, dass sich die Gäste extra Kleidung in der Hochzeitsfarbe kaufen. Das ist zwar sehr schön, vor allem auf den Fotos, aber in meinen Augen eine reine Verschwendung und Anfeuerung der Fast-Fashion-Industrie.
Blumendekoration

Bei der Blumendeko war mir wichtig, so viel wie möglich lokal zu beziehen. Und mit lokal meine ich, aus dem eigenen Garten, den Hecken am Wegrand, usw. Ich bin also am Vortag der Hochzeit losgezogen und habe (im Regen!) allerlei Grünes, das mir untergekommen ist, abgeschnitten. Zum Glück haben wir zu Hause viel Efeu und Sträucher, die sowieso ab und zu gestutzt gehören.
Ich wollte so wenig wie möglich an Blumen zukaufen, da die meisten Blumen durch die Aufzucht im Gewächshaus und die weiten Transportwege viele Ressourcen verbrauchen. Leider waren unsere Hortensien daheim Anfang September schon großteils verblüht, darum habe ich diese – gemeinsam mit Schleierkraut – zugekauft. Ein paar Töpfe mit Blumen konnte ich auch von meiner Mama ausborgen und von der standesamtlichen Hochzeit waren auch noch hübsch bepflanzte Töpfe da.
Dank der tatkräftigen Unterstützung von Brautjungfrau und Schwägerinnen konnten wir am Vortag alle Tischvasen und größeren Gefäße wie Milchkannen sowie die Efeukränze für die Kirchenbänke selbst machen.

Von der Floristin waren:
- Brautstrauß, Strauß der Brautjungfrau, Wurfstrauß und Anstecker für Bräutigam und Junggeselle
- Blumengirlande für das Brautpaar-Auto
- Blumengirlande für den Bogen am Kircheneingang
Tipp: Blumendekoration wiederverwenden! Die Blumengirlande vom Auto wurde zum Tischschmuck am Brautpaar-Tisch und der Wurfstrauß war zuvor die Blumendeko am Altar.
Für die Trauung
Für die eigentliche Trauung fallen auch ein paar Dinge an – zumindest wenn man, wie in unserem Fall, „traditionell“ heiratet:
Kirchenhefte
Kirchenhefte dienen dazu, den Ablauf der Trauung mitverfolgen zu können. Besonders schön daran finde ich, dass man dort auch die Musikstücke und persönliche Worte vermerken kann. Die Kirchenhefte werden von den Gästen mit nach Hause genommen und das ist eine sehr schöne Erinnerung an die Feier.
Ich wollte die Heftchen möglichst reduziert gestalten und bin schließlich auf ein Format gekommen, bei dem ich nur eine A4-Seite für ein Heft bedrucken und zuschneiden musste.
Taschentücher
Bei Trauungen findet man oft auf den Sitzplätzen vorbereitete Taschentücher mit dem Hinweis „Für die Freudentränen“. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen, um unseren Gästen Stofftaschentücher auf charmante Weise zu schenken. Dazu habe ich auf Flohmärkten weiße Stofftaschentücher mit hübschen Stickmustern zusammengesucht und mit einem kleinen Hinweis versehen: „Wir freuen uns, wenn ihr das Taschentuch als Erinnerung mit nach Hause nehmt.“

Ringkissen
Unser Ringkissen ist eigentlich eine Ringschale, bei deren Herstellung uns Freunde unterstützt haben (Holz aufbereiten und Namen lasern). Der Grund, warum wir uns für diese Art von Ringschale entschieden haben, ist ein langfristiger: Die Holzschale ist heute unser Aufbewahrungsort für die Ringe.
Hochzeitskerze
Die Hochzeitskerze sollte schlicht und edel werden – und um ehrlich zu sein, wollte ich keine 200 Euro dafür ausgeben. Nach einiger Recherche am Hochzeitskerzenmarkt bin ich zu dem Schluss gekommen, die Kerze einfach selbst zu machen mit Hilfe der Serviettentechnik. Dazu habe ich unser „Hochzeitslogo“ auf ein Taschentuch gedruckt und dieses auf eine einfache, weiße Kerze geföhnt. Das hat wunderbar funktioniert und die Kerze wurde genauso, wie ich sie mir vorgestellt hatte!
Tipp: Die Anleitung dazu findet ihr in diesem Youtube-Video!
Torbogen mit Blumen
Etwas, das ich u-n-b-e-d-i-n-g-t für unsere Hochzeit haben wollte, war ein Blumenbogen (so wie man das halt von den amerikanischen Pinterest-Bildern kennt). So einen Bogen in Österreich zu bekommen war aber (zumindest damals) nicht ganz einfach. Also habe ich improvisiert und daraus ein DIY gemacht. Mein Bruder war so lieb, und hat mir ein Gestell geschweißt, in das wir dann zwei Plastikrohre vom Baumarkt gesteckt haben, um einen runden Bogen zu kreieren. Das Ganze habe ich dann noch in Gold angesprüht und fertig war’s. Das Blumengesteck war allerdings etwas schwer für die dünnen Plastikrohre, daher mussten wir es zusätzlich am Kircheneingang befestigen. Dieser Bogen war mein persönliches Deko-Highlight und wurde auch sofort weitergeborgt für die nächste Hochzeit. 🙂
Glücksstäbe
Einer der schönsten Momente an diesem Tag war für mich der Auszug aus der Kirche: Frisch verheiratet, die perfekte Musik im Hintergrund und alle Lieben da, die uns mit Applaus erwartet haben. In so einem Moment will man aber nicht von einem Reisregen bombardiert werden (schon selbst miterlebt). Blumen streuen ist auch nicht gerade nachhaltig. Aber – Pinterest sei Dank – habe ich die Idee der Glücksstäbe gefunden. Die Gäste schnappen sich beim Rausgehen aus der Kirche einen Stab mit Bändern und Glöckchen und schwenken diesen im Spalier beim Auszug. Die Stäbe kann man fertig kaufen – oder upcyceln! Ich habe Stoffbahnen zugeschnitten für die Bänder, die Glöckchen von Lindt-Hasen gesammelt und beides an Stäben aus dem Baumarkt befestigt.

Festtafel
Die Festtafel war mit den selbst bestückten Vasen (hohe und niedrige) geschmückt. Als Menükarten haben alte Bilderrahmen vom Flohmarkt gedient. Die Tischkärtchen und die Gastgeschenke habe ich kombiniert: Dazu habe ich lange vorher auf diversen Partys (z.B. unserem jährlichen Faschingsumzug) leere Klopfer-Flaschen gesammelt. Meine Mama hat selbst angesetzten Lavendellikör beigesteuert, aus Stoffresten habe ich hübsche Zierkappen ausgeschnitten und schließlich die Namenskärtchen aus Papier gestanzt und angebracht.
Tombola – unser Beitrag für eine bessere Welt
Nach 1,5 Jahren Pandemie-Erfahrung hat sich meine Sicht auf die Welt in vielerlei Hinsicht verändert. Als immer mehr absehbar war, dass der zweite Anlauf unserer Feier klappen würde, ist mir unser privilegiertes Leben so bewusst wie noch nie geworden. Ich war zutiefst dankbar, dass wir eine solche Feier in Frieden und mit unseren Liebsten überhaupt machen konnten. Darum war es mir ein großes Anliegen, „etwas zurückzugeben“.
Mir ist schließlich die Idee einer Tombola gekommen, bei der unsere Gäste gegen freie Spenden etwas gewinnen konnten. Natürlich hat jedes Los gewonnen: Bei den kleinen Preisen waren z.B. Blumensamen aus unserem Garten (dazu gibt es einen eigenen Blogbeitrag), selbst gemachte Marmelade, handgesiedete Seife usw. dabei. Bei den größeren Gewinnen haben wir als Brautpaar Aktivitäten verlost, z.B. einen Grillabend, einen Heurigenbesuch, usw. Den gesamten Spendenbetrag haben wir nach der Hochzeit noch verdoppelt und an eine Kinder- und eine Umweltschutzorganisation gespendet.
Für die Tombola habe ich eine Holztafel und Maler-Staffel einer Freundin verwendet, aus Buchseiten habe ich die Lose gebastelt und die Spendenkassa war eine kleine Milchkanne.
Nachhaltige Hochzeitsdeko – so geht’s
Bei der Dekoration habe ich mir von Anfang an zwei Fragen gestellt:
- Wo bekomme ich Deko her, ohne diese neu kaufen zu müssen?
- Was mache ich nach der Hochzeit mit dem ganzen Zeug?
Bestehende Deko verwenden
Der beste Tipp: So viel wie möglich an bestehender Deko von zu Hause verwenden! Da der Stil der Hochzeit sowieso meinem Deko-Stil entsprach, war das sehr einfach und praktisch: Man spart sich so Zeit, Geld und Nerven.
Manche Dinge habe ich auch bewusst so gestaltet, dass sie einen langen Nutzen haben werden, wie die Ringschale. Ein weiteres Beispiel sind die Stickrahmen, die ich mit Stoffresten vom Flohmarkt und kleinen Fotos von uns bestückt habe. Diese verzieren jetzt unsere Wohnräume.

Deko ausborgen & mieten
Wir hatten auch das Glück, dass wir von vorangegangenen Hochzeiten viel ausborgen konnten. Große Dekoschilder, Laternen, Equipment für die Fotobox, usw. wurden uns weitergereicht, wofür ich sehr dankbar war. So wie ich selbst viel bekommen habe, habe ich auch unsere Deko weitergegeben. Ein guter Tipp ist auch, wenn man sich die Deko anmietet und diese nach der Hochzeit einfach zurückgeben kann. Das spart viel Zeit und ist sicherlich auch günstiger, als massenweise Vasen etc. zu kaufen.
Deko second hand kaufen
Als regelmäßige Flohmarkt-Besucherin habe ich auch schon früh begonnen, Basics zu sammeln, wie Vasen, Leintücher, Bilderrahmen, usw. Im Nachhinein würde ich aber versuchen, noch mehr Dinge auszuborgen, anstatt (second hand) zu kaufen. Denn die große Frage bleibt: Was macht man mit der Deko, wenn die Hochzeit vorbei ist? Und eines kann ich sagen (nach insgesamt 3 Jahren Vorbereitungszeit): Man ist wirklich froh, wenn man den Kram wieder los wird.
Tipp: Alles, was ihr weitergeben wollt, sollte nicht personalisiert oder zumindest einfach abänderbar sein. Zum Beispiel kann man Fensterscheiben abwischen und Holzplatten abschleifen. Je universeller die Deko, umso öfter kann es problemlos weitergegeben werden.
Bei Gastgeschenken würde ich auch auf Personalisierung verzichten – wer (außer den eigenen Eltern) verwendet beispielsweise gerne einen Schlüsselanhänger mit eingravierten Namen der Brautleute?

Richtig nachhaltig wird’s erst, wenn man die großen Hebel setzt
Aber machen wir uns nichts vor: Eine Hochzeit ist natürlich aufwendig und verbraucht Ressourcen. Der wichtigste Aspekt für eine ressourcenschonende Feier ist das Ausmaß, also die Anzahl der Gäste. Um die Feier nicht noch einmal verschieben zu müssen, sind wir bei der Neuplanung von vornherein auf Nummer Sicher gegangen und haben die Gästeanzahl stark verringert. Dadurch konnten wir auch eine Location wählen, bei der Trauung, Festessen und Feier am selben Ort stattfinden konnten. Folglich mussten weniger Personen anreisen und es gab im Tagesverlauf nicht mehrere Transportstrecken für die Gäste – alles wesentliche Aspekte, die eine Feier nachhaltiger machen.
Vielleicht war in diesem Beitrag die ein oder andere Anregung für deine eigene Hochzeit dabei. Mir hat es in den Vorbereitungen viel Spaß gemacht, nach Second-hand- und Upcycling-Alternativen zu suchen. Falls du noch weitere Ideen hast oder selbst etwas bei deiner Hochzeit umgesetzt hast, freue ich mich über einen Kommentar zum Beitrag! 🙂
Fotohinweis: Die tollen Fotos hat Johannes Vogl von Voglperspektive gemacht. Er hat auch unsere standesamtliche Hochzeit im Garten fotografisch begleitet.
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